Klimawandel, Eiszeit und Mannheim

Mannheim ist ein einzigartiger und authentischer Ort, um sich mit den bedeutenden Themen Eiszeit und Klimawandel zu beschäftigen. Hier treffen geologische Besonderheiten, historische Erkenntnisse und moderne Forschung aufeinander. Spannende Einblicke gewährt ab April eine Ausstellung auf der BUGA 2023.

Das Thema Eiszeit und Klimawandel ist in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung für Mannheim. Es war der 1803 in Mannheim geborene Naturwissenschaftler Karl Friedrich Schimper (1803 –1867), der 1837 für erdgeschichtliche Kaltphasen erstmals den Begriff „Eiszeit“ prägte und es war auch Schimper, der mit seinem 1843 in Mannheim erschienenen Werk „Über die Witterungsphasen der Vorwelt“ die Paläoklimaforschung begründete.

Von Schichten, Funden und Erkenntnissen – Kieswirtschaft und Klimaforschung

Der geologische Untergrund Mannheims ist durch mehrere zehner Meter mächtige, eiszeitliche Kies-, Sand- und Tonablagerungen geprägt, welche in den letzten 2,6 Millionen Jahren entstanden sind. Zusammen mit den darin enthaltenen Knochenfunden, stellen diese eines der wichtigsten kontinentalen Klimaarchive Europas dar. Die obersten, dreißig Meter mächtigen Schichten im Oberrheingraben werden in der internationalen geologischen Gliederung für das Eiszeitalter als „Mannheim Formation“ bezeichnet und umfassen einen Zeitraum von etwa 400.000 Jahren.

Eine zwanzigtausend Tierknochenfunde umfassende Sammlung aus diesen Schichten – die Sammlung Reis aus Deidesheim – konnte 2016 über die Curt-Engelhorn-Stiftung für die Region dauerhaft gesichert werden. Über die Kies- und Sandbaggerei am Oberrhein werden die Skelettreste – bedeutende Klimazeugnisse – ans Tageslicht gebracht. Mit der Sammlung Reis gehören die Reiss-Engelhorn-Museen zu den zehn bedeutendsten Standorten für solche Eiszeitarchive in Europa.

Auch die moderne Analyse dieser Funde im Rahmen eines großen, von der Klaus Tschira Stiftung geförderten, mehrjährigen Projektes mit dem Titel „Eiszeitfenster Oberrheingraben“ ist ein Alleinstellungsmerkmal für Mannheim. Denn mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie (CEZA) gibt es hier eines der weltweit führenden Institute für die Erforschung des vergangenen Klimas.

Bedeutende Erkenntnisse für das Verständnis des globalen Klima- und Umweltwandels in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden hier gewonnen. Dies zum Beispiel über die Forschung an grönländischen Eisbohrkernen oder in Beteiligung an der weltweiten Analyse der Erdatmosphäre. Auch befindet sich im CEZA mit dem sogenannten „Hohenheimer“ Baumringkalender eines der weltweit wichtigsten kontinentalen Klimaarchive der letzten 14.000 Jahre.

Vielfältige Präsentation auf BUGA 2023

Dies alles zeigt, dass Mannheim ein einzigartiger und authentischer Ort ist, um das Thema Klimawandel in all seinen Facetten vollumfänglich und generationsübergreifend zu diskutieren. Die Bundesgartenschau 2023 ist die perfekte Plattform, auf der sich Mannheim mit dem Thema Klimawandel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer breiten Öffentlichkeit präsentieren kann, wie es für keine andere Stadt in Deutschland möglich wäre.

Die Reiss-Engelhorn-Museen zeigen in Kooperation mit dem Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. sowie mit  KiWi – Kieswirtschaft im Dialog – vom 14. April bis 8. Oktober 2023 in der U-Halle die Ausstellung „Mannheim – Eiszeit, Klima, Wandel“. Die Besucherinnen und Besucher erwarten unter anderem Geschichten aus der Eiszeitenforschung, Funde aus der Region sowie lebensechte Rekonstruktionen und Skelette von Tieren, die während der letzten Eiszeit in Mannheim heimisch waren – vom Höhlenlöwen über Mammut und Riesenhirsch bis hin zum Flusspferd. Auch die enge Verbindung zwischen Kieswirtschaft und Forschung ist ein wichtiger Teil der Präsentation. Alles getreu des Mottos: „Wissen schaffen im Heute, mit Archiven von gestern für das Handeln von Morgen“.

Botschafter „Eiszeit-Safari“

Aber nicht nur auf der Bundesgartenschau machen die Reiss-Engelhorn-Museen auf die wichtigen Themen Eiszeit und Klimawandel aufmerksam. Die Ausstellung „Eiszeit-Safari“ ist ein Botschafter für Wissen und Forschung made in Mannheim.

Sie wurde durch ein Wissenschaftler- und Kuratoren-Team an den Reiss-Engelhorn-Museen konzipiert und erstmals 2016 auf der Festung Ehrenbreitstein im Landesmuseum Koblenz präsentiert. Seitdem ist die Schau in Deutschland und Österreich auf Tour und hat bisher bereits rund 750.000 Menschen in ihren Bann gezogen. 2021/2022 machte sie auch in Mannheim Station.

Die Ausstellung „Eiszeit-Safari“ erzählt Wissenswertes und Spannendes über die Welt der letzten Eiszeit in Europa aus einer neuen Perspektive: der eines Zeitreisenden von heute. Nicht nur die faszinierende Tierwelt, auch das Alltagsleben der damaligen Menschen wartet darauf, entdeckt zu werden.

Die Schau entführt auf eine ungewöhnliche und spannende Reise in eine Zeit, als Mammutherden und Wollnashörner die heutige Landschaft Mannheims besiedelten, Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten. Gemeint ist der Zeitabschnitt zwischen vierzigtausend und fünfzehntausend Jahren vor heute. Der Rhein ist ein verwildertes, mäandrierendes Flusssystem und zahlreiche große Tierherden durchstreifen die Oberrheinregion.

Mensch heizt dem Klima ein

Viele der bei uns während der letzten Kaltzeit heimischen Tiere starben mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa zwölftausend Jahren aus. Die heutige Warmzeit begann und die Landschaften und Lebensräume änderten sich. Andere Tierarten lebten im Oberrheingraben und bald besiedelten auch die Menschen mehr und mehr das Gebiet.

Seit rund 250 Jahren – mit Beginn der Industrialisierung – greift der Mensch durch CO2-Emissionen immer stärker in das natürliche Klimageschehen ein. Aus den Prozessen eines natürlichen Klimawandels ist eine Klimakrise geworden. Hierzu gilt es sofort und nachhaltig zu handeln und den CO2-Ausstoß drastisch zu minimieren. Nur so können Temperatur- und Meeresspiegelanstieg gestoppt werden.

Die „Eiszeit-Safari“ hat am Ende des Ausstellungsrundganges auch dieses wichtige Thema aufgegriffen. Noch ist es nicht zu spät, aber jetzt müssen wir alles tun, dass aus unserer Warmzeit nicht in wenigen Jahrzehnten eine Heißzeit wird. Es gilt ein Extremszenario „Kölner Dom am Palmenstrand“ zu verhindern. Zum Wohle von uns und den zukünftigen Generationen, in Mannheim und weltweit.

Neugierig geworden?

Vom 14. April bis 8. Oktober 2023 präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen auf der Bundesgartenschau die Ausstellung "Mannheim – Eiszeit, Klima, Wandel".
Mehr zur Schau

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Erfahren Sie mehr über das Forschungsprojekt Eiszeitfenster Oberrheingraben.

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